Die Tulpen blühen gelb statt wie erhofft weiß, die Schnecken haben die Iris schon angefressen und dann der Rasen: Sieht er nicht fürchterlich mitgenommen aus? Man sollte mal, man müsste jetzt …
… nein, jetzt muss man gar nichts: Wer dieser Tage in den Garten geht, wird froh sein, dass er überhaupt einen hat. Gerade weil es momentan Wichtigeres gibt, ist dieses kleine Stück Grün so kostbar wie nie – ganz egal, was man bis vor Kurzem daran verbessern oder ändern wollte. Das Virus setzt eigene Maßstäbe und verdrängt alles, was den gärtnernden Teil der Menschheit sonst um diese Jahreszeit bewegt hat.
Dafür zeigt der Garten derzeit seine kostbarste Seite – ganz unabhängig von Äußerlichkeiten. Er ist ein Stück Freiraum unter freiem Himmel und lässt den Frühling spüren: Die Farben der Zwiebelblüher, das Zwitschern der Vögel, die Wärme der Sonne – all das bewusst und dankbar wahrzunehmen, tut gut. Der Garten schenkt eine Auszeit von den Livetickern und Nachrichten, die gerade den Tagesablauf zu Hause bestimmen.
Auch sonst vielleicht als lästig empfundene Arbeiten erweisen sich als Chance aktiv zu werden: Den Kompost umsetzen oder das Unkraut aus dem Beet jäten? Warum nicht! All das macht den Kopf frei und der Blick auf das getane Werk erfüllt mit Zufriedenheit. Manches schenkt auch Zuversicht: Wer Tomaten oder die herrlich himmelblaue Trichterwinde sät, wird im Sommer Früchte ernten und in Blüten schwelgen. Mit den Samenkörnchen keimt auch die Hoffnung, dass Nachrichten dann kein Pflichtprogramm mehr sind und der Garten wieder mit Freunden geteilt werden kann.